<u>Haben (deutsche) Diskmags eine Zukunft?</u> Drehbuch: Tomaes Kamera+Schnitt: Broesel Gastauftritt: TS Als ich neulich die Festplatte nach brauchbaren und unveröffentlichten Texten durchforstete, kam das nun Folgende zu Tage. Ursprünglich für IMAgE#6 gedacht, ist es nicht gerade "taufrisch", aber vieles was ich damals schrieb, hat nichts von seiner Aussage und Aktualität verloren. Deshalb lasse ich es weitesgehend unangetastet und schiebe den ein oder anderen Kommentar dazwischen..
Die Frage muss erlaubt sein, ob Diskmags in ihrer ursprünglichen Form überhaupt eine Zukunft haben. Wenn man die Diskmag-Szene so beobachtet kann man mindestens zwei Trends entdecken. Den einen möchte ich "Internationalisierung" nennen. Soll heissen, immer mehr erfolgreiche wie erfolglose Mags suchen ihr Heil in der englischen Sprache. Entweder sie sind an einem bestimmten Limit angelangt und nur ein Wechsel der Sprache führt zu einem weiterem Wachstum und ermöglicht Leser aus aller Welt anzusprechen. Diese Entwicklung kann sich langsam (Hugi) oder sehr schnell und abrupt vollziehen (X-Dome, ok dieses C64-Mag ist nicht gerade ein super Beispiel, aber egal). Selbst, wenn man keinen radikalen Sprach-Wechsel vollzieht, bringen manche Mags (testhalber oder parallel) eine englische Version ihres Diskmags heraus. Solche Maßnahmen können sich einerseits als totaler Flop erweisen (wenn das Englisch grottenschlecht ist und das Mag-System internationalen Ansprüchen nicht genügen kann), oder zu einem weiteren Wachstum und somit zu einer langfristigen Sicherung des Mags führen (mehr potentielle Leser, also i.d.R. auch mehr Schreiber und daher auch mehr Artikel).

Nunja, das war vor WildMag und TAP.Mag und Hugi.Ger.. Der Trend geht aus heutiger Sicht eher in die umgekehrte Richtung ;)
Trend Nr.2: "Onlinenisierung". Das Internet ist in aller Munde und auch viele Diskmags haben das Netz für sich entdeckt. Was spricht eigentlich gegen Online-Mags? Erstens, geht imho der eigentliche Diskmag-Gedanke flöten: Diskmags als eigenständige Plattform, die kein externes Programm (Browser, Viewer ect.) brauchen um auf einem Rechner zu laufen. Musik, Grafik, Text, individuelles Layout, alles in einem Programm.

TS meint dazu: Online-Mags kann man problemlos runterladen mit Offline-Programmen oder den entsprechenden Funktionen der Browser. Allerdings kommt kein HTML - Tabellen - Javascript - Gewurstel in einem häßlichen Fenster gegen das perfekt Diskmag-Feeling an. "Wow, dieses Diskmag heißt Microsoft Internet Explorer - und dieses Opera 4.1 - und dieses Netscape 6" *lol*. Eine eigene Diskmag-Engine heißt auch, keine Kompromisse wegen dem Browser-Chaos eingehen zu müssen. Es funktioniert einfach, und das schneller, besser, komfortabler.
Man braucht also einen fähigen Coder, Musiker, Grafiker ect. Um ein Online-Mag heraus zu bringen braucht es hingegen nicht viel. Problemlos können Grafiken eingebunden und Texte auf vielfältigste Weise formatiert werden (man muss nicht mal HTML können). Auch die Aktualisierung und die Herausgabe neuer Ausgaben geht viel schneller. Dafür ist der Seitenaufbau (je nach Rechner und I-net Verbindung) oft recht langsam. Der Hauptgrund, der (zumindest in Deutschland) dagegen spricht, sind die hohen Online-Gebühren. Während man z.B. in den USA oft schon für wenige Dollar beliebig viel surfen kann (es fallen keine Telefongebühren an, weil die Ortsgespräche meist nichts kosten), tickt der Gebührenzähler in Deutschland gnadenlos.

Flatrates werden bezahlbar und setzen sich stärker durch. Außerdem kann man ja die Verbindung trennen, bis man den 120kb-3D-Coding-von-A-bis-Z-Text durch hat. ;-)
Und durch ein Diskmag (bzw. Online-Mag) will man ja nicht "durchrasen", sondern reläxt die einzelnen Artikel lesen, was schon mal die ein oder andere Stunde in Anspruch nimmt. Was aber, wenn auch hierzulande die Online-Gebühren dramatisch sinken und die Übertragungsgeschwindigkeiten um ein vielfaches höher sind als heute? Haben Diskmags in der klassischen Form dann ausgedient ?! Auf anderen Plattformen, wie dem C64 scheint sich die Frage weniger zu stellen. Die Digital Talk ist mittlerweile bei der 39. (40.,41. ?!) Ausgabe, die Tiger Disk bei der 70.(!!). Beide haben eine Stammleserschaft und erscheinen meist sogar regulär (die TD sogar monatlich).

Mitllerweile ist die DT bei der 45. Ausgabe angekommen. Inhaltlich können diese Mags aber nicht mit den quantitativ und qualitativ besseren PC-Mags mithalten.
PC-Diskmags haben oft den Drang mit jeder Ausgabe ein neues Mag-System einführen zu müssen, was die Erscheinungs-Intervalle stark ausdehnt oder sie haben die "wir bringen nichts raus so lange wir nicht mindestens 100 MB Text haben"-Paranoia.

Alle Jubeljahre muss ein MagSys-Wechsel mal sein.. Und was die Textmenge angeht; Da kenne ich keine Skrupel ("na und, dann haben wir eben blos 20 kb..") ;)
Aber auch auf den "kleinen" Systemen verlagert sich mehr und mehr ins Internet. In jedem Fall bleibt festzuhalten, daß es Diskmags schon seit Ewigkeiten (na gut 10-15 Jahre ;)) gibt und dass es sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahren, in welcher Form auch immer, geben wird. Kein Grund zu übertriebenen Pessimismus also.. §;-)

Nö, wenn die Leserbeteiligung höher wäre, bräuchte man sich da keine großen Sorgen machen. So wird's halt ein wenig schwieriger..
In diesem Sinne.. lang lebe IMAgE - das meiste deutsche Diskmag ;))

*Räusper* Ich hätte diesen Satz jetzt unterschlagen können.. *gggg*
Aber historische Dokumente soll man ja nicht schänden..
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